Betrachtungen / Gastrecht

Bostitch - unerreicht und unvergessen... ;-)
Bostitch - unerreicht und unvergessen... ;-)

November 2008

tja, das wird wohl so schnell nichts mit dem "mehr" Zeit haben...

Eeigentlich hatte ich mir das so vorgestellt, aber wie so vieles im Leben, kommts anders...
Da ich keine Zeit habe, nehme ich mir sie einfach und schreibe hier endlich mal was rein in diese Rubrik, ist schon längst fällig...

Wir schreiben mittlerweile das zweite Jahr n.d.Kw, nach dem Kromiwunsch, bei wichtigen Ereignissen fängt ja die Zeitrechnung jeweils neu an... so auch bei mir/resp. bei meiner Familie...

Im Winter 2006 war der Zeitpunkt gekommen, wo der Wunsch nach einem Hund konkrete Formen annehmen sollte. Welcher, das war mir schon länger, klar, wenn, dann nur ein Kromfohrländer. Und daran ist Bostitch schuld.
Nein, nicht die Heftklammer, sondern der Hund "Bostitch"!

Der war nämlich seinerzeit schon länger schweizweit bekannt, trat öfters mit seinem Besitzer auf und spielte den an die Wand...
logisch, als Kromi, da hat der beste Mann keine Chance... nun, ich wusste zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht, dass das keine gelungene Strassenmischung war, sondern ein "Rassehund".

In einem Interview mit Bostitch's Besitzer stand dann, dass das ein Kromfohrländer sei und ich ging auf die Suche nach dieser Rasse...

(Bostitch ist seit September 2008 im Hundehimmel, sie mischt jetzt da die Hundewelt auf...ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle auch an Frank Baumann fürs Photo!)

www sei Dank, fand ich relativ schnell viele Seiten über die Kromfohrländer und die Recherche begann...

Ein halbwegs vernünftiger Mensch würde nach der Lektüre all dieser Seiten einen anderen Hund suchen (dazu später mehr), bei mir aber festigte sich die Gewissheit: das ist genau "mein" Hund...

Es fallen sehr wenige Kromi-Würfe, hier in der Schweiz sowieso, und es gibt Wartelisten und Bewerbungen en masse...das ist die eine Seite...aber, nicht nur der Züchter darf sich den Käufer aussuchen, auch umgekehrt wird ein Schuh daraus.
Finde ich jedenfalls.

Relativ schnell merkte ich, dass die Rasse der Kromfohrländer nicht als "gesund" bezeichnet werden kann.

Auch wenn dies heute immer noch von vielen so bestritten wird.
Ja, viele Rassen haben ihre Krankheiten drin, aber davon wird der Kromi auch nicht gesünder. Dieser Vergleich nützt gar nichts.
Bedingt durch den hohen Inzuchtkoeffizienten ist der Genpool so beschränkt, dass die Zucht der reinrassigen Kromis eine echte Zitterpartie ist...

Ich las von Epilepsie, Katarakt, Corny feet und von diesem AI, Autoimmunerkrankungen in diversen Formen und Schweregraden...

Bei der Suche nach Antworten auf meine vielen Fragen halfen mir viele private Websiten und auch das eine von zwei Foren. Schwierig wurde die Diskussion meist dann, wenn es um die Krankheiten ging, da wurden oft schnell die Türen zugemacht. Wie wenn sich die Hundebesitzer für ihre kranken Hunde schämen müssten...

Dabei wäre Transparenz und Aufklärung so wichtig... nun, ich hatte hohe Ansprüche an die Zuchtstätte meines zukünftigen Hundes...

Grosses Hunde-, resp. Kromfohrländerwissen, hohes Engagement, Aufzucht innerhalb einer Familie mit Kindern und Katzen, offener Umgang mit kritischen Fragen und vor allem: Antworten!, und eine "Nachbetreuung" nach dem Kauf, ein Interesse an den eigenen Hunden und an ihrem Leben...

Viele Züchter haben eigene websiten, die waren sehr hilfreich bei der Suche nach einem Welpen.
Logischerweise fing ich erstmal hier in der Schweiz an, das war allerdings sehr ernüchternd.

Einer der grossen Zwinger hier würde den nächsten Wurf im Sommer haben, ich hatte zwei lange Gespräche bei der Züchterin und nach all meinem Wissen aus meinen Recherchen musste ich nach reiflicher Ueberlegung dann dort anrufen und mich zwar für die Welpenzusage bedanken, aber meinen Verzicht erklären.
Ich kann doch nicht bewusst einen Hund nehmen, wo ich weiss, dass schon die und die Krankheiten in der Familie liegen, wo die Züchterin selbst über das hohe Risiko weiss und trotzdem auf Glück hofft...

Auch bei der zweiten Zuchtstätte war ich ernüchtert, ich wurde zwar für einen Besuch eingeladen, musste aber feststellen, dass diese Hündin eine Schwester war aus der ersten Zuchtstätte, also wärs aufs gleiche rausgekommen. Auch hier sagte ich ab...

Ich fragte dann beim Verband in Deutschland nach der Züchterliste an, denn es war klar, in der Schweiz werde ich nicht fündig. nach vielen Telefonaten war ich doch ziemlich überrascht...

Es gab Züchter, die offen sagten, Epi-Listen würden sie gar nicht kennen. Einige sagten, die Verpaarung selber hätten sie nicht überprüft, ihnen sei dazu geraten worden.
Das Wesen der Zuchthunde war immer formidabel, jeder Deckrüde war schmusig und nett...
Einige wollten mir nicht mal sagen, welcher Deckrüde gewählt wurde. Wozu wollen Sie das wissen? kam erschreckt...

Einige sagten offen, sie hätten eine Warteliste und es werde streng nach Nummer selektiert, ich müsse einfach warten, wer zuerst anrufe, kriege zuerst einen Welpen, egal, ob das jetzt ein super Platz sei oder nur ein guter, es müsse ja Ordnung herrschen.

Ein Züchter wollte von mir eine schriftliche Bewerbung mit Photo, auch des Hauses plus einer Angabe unseres monatlichen Einkommens...

Auf Krankheiten ihres Zwingers angesprochen, sagte mir keiner!!! wir hatten die und die Fälle. Alle Hunde waren ausnahmslos gesund, sämtliche Nachkommen bis ins hohe Alter fit... komisch, wo werden denn die zahlreichen kranken Kromis versteckt gehalten?

Mittlerweile wars März 2007 und die mehrmonatige Suche nach einem Kromfohrländer war zwar schon lang, hatte aber noch immer keine Früchte getragen.
Mein Vertrauen in die offiziellen Verbände war so ziemlich am Nullpunkt, alles, was mir wichtig war, hatte ich nicht gefunden...und ich hatte an die 30 Telefonate geführt und viele Leute per mail kontaktiert...

Ich hatte meine guten Geister, die ich kromispezifisch immer fragen konnte, Leute, die schon länger Kromis halten, kritisch sind, hinterfragen und offen mit den Problemen der Rasse umgehen. Die wussten, welche Linien belastet waren und die mir auf viele Fragen (und es waren viele!) immer wieder geduldig Antworten schrieben.

Ich kriegte den Tip, mal in Stuttgart anzurufen und ich hatte mein erstes Aha-Erlebnis. Es geht also doch!

Die Züchterin vom Monte Cer Bellino beantwortete alle meine Fragen sehr freundlich und ausführlich. Ich hatte das erste Mal das Gefühl, ja, also, geht doch! Man kann Kromfohrländer züchten und die Augen nicht zumachen. Die Züchterin hatte sich vom offiziellen Verband abgewendet und war Gründungsmitglied der IGRK. Der C-Wurf war für die nächsten Tage geplant, für uns zu schnell, denn wir hatten noch Sommerferien gebucht und unser Hund sollte erst nach Juli einziehen.

 

Frau Böhrensen verwies uns aber Richtung Bayern, wir sollten den Zwinger von der Holderheide mal anfragen, da wäre ein Wurf für Sommer 2007 geplant.

Ich rief also an und nach 2 Stunden war klar, das muss gut rauskommen!

Die Chemie stimmte sofort und wir verabredeten ein "Beschnupperungs-Wochenende" an Pfingsten.
Wir fuhren also Richtung Bayern, milde belächelt von unserm Umfeld, denn wer bitteschön fährt als Schweizer freiwillig 1000 km und das auch noch für einen Hund?!
tja, wir! und wir würden diese Strecke künftig noch oft fahren... ;-)

Als ich Katla, die Zuchthündin von der Holderheide, das erste Mal sah, wusste ich: das ist die Mutter meines Hundes.

Katla hat eine unvergleichliche Ausstrahlung, das kann man schlecht beschreiben. Wer sie kennt, weiss, was ich meine.

Ich löcherte Sybille Nass mit meinen vielen Fragen, sie hat mir an diesem Wochenende so viel über die Kromfohrländer erzählt, dass mir nachher die Ohren geläutet haben...
Aber so wollte ich es haben, genauso!

Die Wochen bis zum Deckakt vergingen langsam, per mail kam ich Stück für Stück meinem Ziel, viiiiiel über die Kromis zu wissen, näher.

Dann endlich, Katla war läufig und juhu, der Deckakt mit Samir hatte auch wunderbar geklappt. Wir warteten ungeduldig und obwohl ich den Sommer liebe, ich wünschte mir, dass ganz schnell August werden würde...
Wir hatten uns eine Hündin gewünscht, das hatte ich Sybille und Marcus auch so gesagt, rauhaarig müsste sie sein, jedenfalls nicht kurz.

Nun, der 14. August kam, und pünktlich zu unserem 14. Hochzeitstag brachte Katla 8 Welpen zur Welt. 6 Rüden und 2 Hündinnen, umgekehrt wärs gewünscht gewesen...da eine Hündin in der Zuchtstätte bleiben sollte und eine corny feet hatte, war für uns bald klar, es würde ein Rüde werden. Auch gut!

Wir erhielten wöchentlich, manchmal täglich, obersüsse Bilder geschickt und ich habe alle benieden, die nah genug wohnten, um jede Woche die Welpen zu besuchen. Ich durfte aber alles aufholen und verbrachte anfangs Oktober 4 Tage in der Holderheide und hatte genug Zeit, um die Welpen genau zu studieren.

Die Offenheit und Herzlichkeit von Sybille und Marcus waren unbeschreiblich und es waren phantastische Tage.
Und bald wurde klar; unser Favorit Troll (jetzt Twister) würde nicht zu uns passen. Teddy (Tuba!!!) sollte es sein.
Sybille und Marcus hatten das so entschieden und nach einem Tag wusste ich warum. Es passte einfach.
Da Sybille Ende Oktober so oder so einen Besuch bei ihrer Züchterfreundin in Freiburg machte, fand sie ganz pragmatisch eine super Lösung, Tuba nimmt sie gleich mit und wir können ihn dann in Freiburg abholen. So lernte Tuba also im zarten Alter schon Zugfahren, grosse Bahnhöfe und Gepäckabteile kennen... ;-)

Am 27. Oktober 2007 um 9.10 durfte ich dann endlich Tuba "haben".

Ich war mir zwar nicht ganz sicher, obs wirklich Tuba war, denn der schwarze Teddy war erbraunt und sah jetzt tatsächlich wie ein Kromi aus, Sybilles Trimmkünsten sei Dank. tja. da hatte ich nun einen Hund und schlitterte damit in die Arbeit der IGRK rein, wie es Angelika mal so schön sagte: tja, jetzt ists zu spät... ;-)

Mit all dem, was man mit offenen Ohren und Augen hört und sieht (wenn man will) war mir klar, dass ich der IGRK helfen möchte, wenn ich kann. und so wurden einige mails über die Grenzen geschickt, Feuerwehrübungen gemacht und es entstand ein befriedigenes Zusammenarbeiten innerhalb der IGRK.

Im Frühsommer 2008 stand das Projekt IGRK-website an und seit September 2008 ist sie neu gestaltet im Netz.

Ich betreue sie und es macht mir Spass, über die IGRK und ihre Arbeit zu schreiben und den Leuten zu zeigen; hej, das ist eine seriöse Zuchtgemeinschaft, die sehr engagiert ist, sorgfältig plant und ein klares Ziel hat, durchs Einkreuzen den Genpool der Kromfohrländer zu erweitern und so langfristig den Kampf gegen die Krankheiten zu gewinnen.

Es soll Hoffnung geben, momentan ist es nicht mehr 5 vor 12, sondern eher 1 vor 12. tja, nun habe ich also den wundervollsten aller Hunde, Tuba, und noch dazu einen Haufen Arbeit mit der IGRK, da aber alle da so viele Stunden ins Projekt stecken (da habe ich noch den kleinsten Teil!) befriedigt die Arbeit - weil sie Sinn macht und Wege aufzeigt, wie die Zukunft der Kromfohrländer aussehen kann.

Wir sind auf gutem Weg und ich bin gespannt, wie's weitergeht.

 

Längerfristig für mich siehts folgendermassen aus: es soll eine Hündin einziehen bei uns, dies wird auch Tuba freuen, da bin ich sicher.

Und, wenn sie sich später dann mal für die Zucht eignet, dann werde ich dieses Abenteuer angehen. Bis dahin bleibt noch genug Zeit, der Bücherstapel hier ist gross genug, ich kann mich mal theoretisch informieren und viel lesen und das Praktische erfahre und erlebe ich dann bei meinen guten Geistern der IGRK.

Dies mal so für den Moment, Stand November 2008, es sollte eine Kurzinfo werden, Ziel nicht ganz erreicht... ;-)