Früher war alles besser...

da half das Wünschen noch...

 

 

 

 

Es gab mal eine Zeit, wo das Wünschen noch geholfen hat… so sahen es jedenfalls die Gebrüder Grimm…

 

Wünschen können wir heute immer noch und hoffen auch, aber nützt es wirklich? Hilft es?

 

 

Lösen sich Missstände in Luft auf, wenn man wegschaut und nur hofft und wünscht?

 

Werden Schwierigkeiten lösbar, wenn man die beschimpft, die darauf hinweisen?

 

Eher nicht…

 

 

 

Wenn das Wünschen nicht hilft und das Wegschauen auch nicht, funktioniert dann wenigstens die rosarote Brille? Auch dies ist kein probates Mittel.

 

 

 

Die Rassehundezucht steckt seit Jahrzehnten bei diversen Rassen in der Sackgasse. Viele Rassen haben grosse Probleme, hervorgerufen durch Züchter, die lange weggeschaut haben, Zuchtvereine, die einem Standard hinterherrennen, der schädlich für die Hunde ist und zu Defiziten führt und – ja, auch das muss man benennen, durch Welpenkäufer, die eine Nachfrage schaffen, die durch eben diese Züchter und Zuchtvereine befriedigt wird.

 

Es hängt also alles zusammen.

 

 

Kynologen, Rassekenner und Tierärzte benennen schon lange, dass bei vielen Rassehunden massive Probleme herbei gezüchtet worden sind. Die Probleme sind sichtbar – wegschauen geht nicht.

 

Die brachycephalen Rassen mit dem kaputtgezüchteten Schädel, der Schäferhund, der eher einem Frosch gleicht, der Chihuahua, dem fast die Augen aus dem Kopf fallen – die Liste könnte noch lange fortgeführt werden. Diese Probleme sind sichtbar – wenn man hinschaut.

 

 

Dann gibt es Defizite, die man nicht von aussen sieht. Genverlust und eine Vielzahl an Erkrankungen beim Hund sind NICHT sichtbar. Aber sind sie deswegen nicht vorhanden?

 

 

 

Kann man sie sich einfach wegwünschen? Augen zu und durch?

 

Kritikern, Mahnern und Fachleuten, die die Probleme benennen, wird vorgeworfen, man rede eine Rasse krank, man sei ein Nestbeschmutzer und man wolle der Rasse Böses.

 

 

Was für eine schräge Argumentation!

 

 

Wer auf Missstände hinweist, schafft ein Bewusstsein, was verbessert werden muss. Eine Rasse kann man nicht krank reden, wenn sie gesund ist! Dies ist bei vielen Rassehunden leider schlicht nicht der Fall.

 

 

Es gibt viele Hunderassen, die mit guten Zuchtlenkungsmassnahmen sinnvoll und verantwortungsbewusst reinrassig gezüchtet werden können.

 

Wenn die Probleme in einer Rasse aber auf einem zu hohen Genverlust fussen, dann kommt man innerhalb der Population nicht mehr „aus dem Knick“. Ohne Input von aussen kann der Genpool nicht erweitert werden. Logisch! Eigentlich…

 

 

Und doch wird von manchen Rassehundeliebhabern mit teils haarsträubenden Methoden versucht, die reinrassigen Verpaarungen zu rechtfertigen. Man hätte Gentests gemacht, man hätte eine Verpaarung gemacht mit zwei Elterntieren mit verschiedenen Haartypen, man wäre doch extra ins Ausland gefahren für die Verpaarung…

 

 

Gute Absicht oder schlichte Ignoranz der vorhandenen Zuchtfakten? Die Bewertung ist immer individuell.

 

 

Der Vorwurf, dass diejenigen, die auf die Probleme hinweisen, der Rasse schaden wollen, ist abstrus.

 

 

Wenn die Gesundheitsprobleme bei einer Rasse bekannt sind, wenn die Zahlen vorliegen und die Erfahrungswerte auch… wenn die Erkrankungen bei den Hunden zahlreich sind und jeder dritte Hund im Laufe seines Lebens an einer oder mehreren Erkrankungen leidet – dann kann man sich entweder wünschen, dass die Verbesserung aus der Luft kommt…

 

oder.. man kann versuchen, in einer Verschleierungstaktik die Kritiker mundtot zu machen…

oder man kann die rosarote Brille ausziehen und sich wirklich Gedanken machen, was züchterisch sinnvoll und was ethisch vertretbar ist.

 

 

Was man liebt, zu dem trägt man Sorge. Sorgfalt heisst im Falle der Hundezucht: klare Analyse der Situation und Abschätzung der züchterischen Möglichkeiten.

 

 

 

Professor Dr. I. Sommerfeld-Stur ­
(renommierte Expertin für Tierzucht und Genetik)  hat in der Zeitschrift WUFF, Ausgabe 02/2015 im zweiten Teil des Artikels „Extrem schön – extrem krank … – Hundezucht kritisch betrachtet“ u.a. geschrieben:

 

 

„Mobbing gegen ehrliche Züchter?
Durch unklare Befunde verunsicherte Züchter sind aber nicht die Einzigen, die eine effiziente Selektion gegen genetische Erkrankungen erschweren. Es gibt auch Züchter, die sich ganz gezielt und ohne emotionale Rechtfertigung über Zuchtausschlussgründe beim eigenen Hund hinwegsetzen. In diesen Fällen ist der Hintergrund entweder finanzieller Natur oder der Wunsch nach dem Prestige eines erfolgreichen Züchters lässt es nicht zu, zuzugeben, dass ein eigener Hund ein genetisch bedingtes gesundheitliches Problem hat. Diese Züchter sind es dann auch, die um jeden Preis zu verhindern versuchen, dass Käufer eines Welpen, bei dem eine genetische Erkrankung vorliegt, über diese Erkrankung offen berichten. Und die anderen Züchter, die über Erkrankungen in ihrem Zwinger offen berichten, als Nestbeschmutzer bezeichnen, die die Rasse krank reden und damit den Verkauf von Welpen erschweren würden. Solche Züchter machen auch vor aktiven Vertuschungen und Verschleierungen genetischer Defekte nicht halt. Und sie machen auch nicht halt vor aktivem Mobbing anderer Züchter, die offen mit Erkrankungen einer Rasse umgehen. Die traurige Folge dieses Mobbings ist dann oft Resignation bei den Betroffenen. Denn man muss ja auch bedenken, dass für einen Züchter der Zuchtverband und seine Aktivitäten oft ein Teil des sozialen Umfeldes sind, dessen Verlust auch weitreichende emotionale Konsequenzen haben kann.

 

 

 

Krankheiten schönreden
Und dann sind da noch jene Züchter, die sich die gesundheitlichen Probleme ihrer Rasse schönreden oder sie einfach ignorieren. Da wird dann das verzweifelte Röcheln eines nasenlosen Mopses als charmantes »Plaudern« interpretiert, die entzündeten Lidbindehäute des bei manchen Rassen beliebten sog. Karo-Auges zum treuherzigen Blick erklärt oder die Taubheit bei manchen weißen oder gescheckten Hunden billigend in Kauf genommen, um dem Rassestandard zu entsprechen.

 

 

 

Es gibt auch sie, die seriösen engagierten Züchter
Es soll allerdings nicht verschwiegen werden, dass es auch andere Züchter gibt. Solche, denen die züchterische Verbesserung einer Rasse ein echtes Anliegen ist, solche, die Erfahrung und Wissen haben und sich nach Kräften bemühen, Informationen über das genetische Umfeld ihrer Hunde zu sammeln und danach nach bestem Wissen und Gewissen ihre züchterischen Entscheidungen treffen. Züchter, die jede Möglichkeit zur Ausbildung und Fortbildung nützen und alles lesen, was ihnen an fachlicher Literatur in die Hände kommt. Und die alle verfügbaren Möglichkeiten zur Diagnose genetischer Erkrankungen nützen und in ihrem Verband engagierte Überzeugungsarbeit leisten. Es gibt sie, diese Züchter, ich wollte, es gäbe mehr davon.“

 

 

 

 

Ein Rasseporträt, den Charakter eines Hundes betreffend, wird sehr oft sehr geschönt wiedergegeben. Im Falle des Kromfohrländers fatal, denn er ist eben kein "Anfängerhund", nur bedingt familientauglich, er hat eine kurze Zündschnur, ist reizaffin und ist sehr sensibel. Das trifft auf die Allermeisten zu. Die, die immer das Haar in der Suppe suchen, können von mir aus schreien: aber meiner ist anders! Ja wunderbar, dennoch muss man den Blick auf das grosse Ganze richten und da sind Wesensprobleme einfach zahlreich. Auch hier gilt es hinzuschauen und die Eigenschaften zu benennen. Nur so können sich Interessenten bewusst entscheiden. Der Kromfohrländer ist ein wunderbarer Hund, aber er passt nicht für alle Menschen, was seinen Charakter betrifft.

 

Und zum Thema: reinrassig oder nicht - wer sich heutzutage einen reinrassigen Kromfohrländer als Partner holt, geht ein hohes Risiko (bezüglich Erkrankungen) ein. Wenn man das im vollen Bewusstsein tut, dann ist das eine Sache. Wer aber nicht hinschaut und hört: das ist alles nur aufgebauscht, der wird den Ahaaa-Effekt später selber spüren. Und das tut dann doppelt weh.

 

 

Der Vorwurf, der regelmässig aus den selben Ecken der Realitätsverweigerer kommt - „Ihr redet die Rasse schlecht – ihr schadet unserer Rasse – ihr redet die Hunde krank.“ – den muss man mit einem Schulterzucken wegstecken.

 

 

Schwierig wird’s dann, wenn die Vorwürfe mit Mobbing, mit Rufschädigungen und mit persönlichen Attacken garniert sind.

 

 

Was man liebt, das schützt man und schützen heisst bei der Hundezucht: man sieht der Realität ins Auge und handelt danach.

 

Und Handeln heisst: man schaut ohne rosarote Brille auf die Themen Gesundheit und Charakter und verbessert da, wo es nötig und wichtig ist.