Welpensterblichkeit

ein schweres und trauriges Thema

Welpen - das Herz geht auf! Aber nicht immer ist es so wonnig!
Welpen - das Herz geht auf! Aber nicht immer ist es so wonnig!

 

 

Wo Licht ist, ist auch Schatten. Früher oder später erlebt es fast jeder Züchter – die Hündin bringt tote Welpen zur Welt oder Welpen versterben innerhalb der ersten Lebenstage. Die Gründe sind vielfältig (Gaumenspalten, Infekte (Bakterien/Viren), Traumata)).

 

Wenn lebensfähige Welpen während der Geburt an Sauerstoffmangel sterben, ist es besonders tragisch. Wären sie rechtzeitig zur Welt gekommen, wäre alles gut gewesen.

 

Bei missgebildeten Welpen (z.B. Gaumenspalten, offene Bäuche, Wasser-kopf) kommen die Welpen oft schon tot zur Welt oder müssen innerhalb der ersten Lebensstunden erlöst werden. Bei kleinen Gaumenspalten kann man in der Theorie oft operieren, die Verhältnismässigkeit muss jeder Züchter anhand des individuellen Welpens beurteilen.

 

Das „fading puppy syndrom“ (Herpes) ist auch immer wieder ein Thema, hier sterben die Welpen innerhalb der ersten Tage.

 

 

 

Der seriöse Zuchtverein weist die geborenen Welpen bei der Wurfmeldung aus, vermerkt Totgeburten und zeigt auch, wie viele Welpen schlussendlich ins Zuchtbuch eingetragen werden. Das ist die Anzahl Welpen, die bei der Wurfabnahme durch den Vereins-Zuchtwart erfasst und notiert wird.

 

Demzufolge weist die Anzahl Welpen (lebend/tot geboren) direkt nach der Geburt, Differenzen auf zu der Anzahl Welpen, die ins Zuchtbuch eingetragen werden. Und die Zahl der Welpen, die die ersten Lebenstage nicht überstehen, ist dann eine dritte Grösse.

 

Der Züchter kann einige Faktoren beim Thema Welpensterblichkeit beeinflussen. Die Herpesimpfung z.B. schützt vor dem fading puppy syndrom, eine gutes und wissendes Geburtsmanagement kann schützen vor Welpen, die aufgrund einer zu langen Geburt an Sauerstoffmangel sterben.

 

 

 

Die Faktoren Missbildungen (z.B. Gaumenspalten, Wasserköpfe) und Lebensschwäche, oder auch geringe Geburtsgewichte, passieren, sie kommen vor. Und hier kommt die Krux bei der Rassehundezucht zum Tragen – Rassen, die einen hohen Inzuchtwert haben, haben oft auch eine hohe Welpensterblichkeit bei der Wurfstatistik.

 

 

 

Eine Erhöhung der Welpensterblichkeit wird von Fachleuten u.a. als „Nebeneffekt“ der Inzuchtthematik erwähnt. Es ist auch logisch. Leidet die Fitness und die Gesundheit beim erwachsenen Hund, kann auch nichts anderes an den Nachwuchs weitergegeben werden.

 

Zwei Faktoren also – Genetik und Geburtsrisiken - kommen zusammen.

 

Der Kromfohrländer steht bei den Statistiken der Rassen mit sehr hoher Inzuchtproblematik leider weit oben. Seine genetische Diversität ist sehr tief, im Vergleich mit dem Durchschnittsrassehund.

 

 

 

 

 

konkret: Welpensterblichkeit beim Kromfohrländer

 

 

Im Rassezuchtverein der Kromfohrländer RZV in D (VDH) lag die Welpensterblichkeit im Durchschnitt bei 13,6% - dies sind die Werte von ca. 2000 bis 2009. Sie lagen vor 2000 tiefer, bei rund 10%.

 

Die Werte besserten sich wieder, von 2010 bis 2022 wurden Werte zwischen 7,03% und 12,24% erreicht.

 

Welpensterblichkeit ist ein Tabu-Thema, viele Zuchtvereine und auch Züchter schweigen beim Thema „tote Welpen“. Hinter vorgehaltener Hand wird erzählt, aber offen darüber reden die Wenigsten.

 

Nicht alle Welpen schaffen den Weg zum Grosswerden, das gehört zum Züchteralltag dazu. In jedem Rassezuchtverein gibt es so eine Statistik, die Frage ist, ob sie veröffentlicht wird und ob man daraus Lehren zieht. Eine Welpensterblichkeit um 10% ist als normaler Züchteralltag einzuordnen.

 

Wissend, dass die Genetik einen grossen Einfluss auf die Welpensterblichkeit hat, kann man durchaus Rückschlüsse bei den Zahlen ziehen. Wenn niedrige Prozente beim Thema Welpensterblichkeit erreicht werden können, ist das ein Erfolg und man kann daraus auch direkt auf die grössere Fitness der Hunde/Welpen schliessen, im Vergleich mit reinrassigen Hunden.

 

 

 

 

Die Zahlen des VRK?

 

Natürlich sind im VRK weniger Welpen zur Welt gekommen als im grossen RZV. Aber die Werte in Prozent kann man trotzdem vergleichen.

 

Der VRK hat seinen ersten Wurf 2011 eingetragen.

 

Für acht! Zuchtjahre konnten null tote Welpen eingetragen werden. Die Wurfgrösse war gleich eingetragene Welpen im Zuchtbuch.

 

Ein Zuchtjahr brachte einen für den VRK hohen Prozentanteil von 9,3% toter Welpen (diese toten Welpen fielen in einem Wurf, die Mutterhündin wurde nicht mehr belegt danach).

 

Drei Jahre wiesen Werte von 7,15%, 5,26% und 4,35% auf. Bei den insgesamt 5 toten Welpen dieser drei Jahre war bei 4 Welpen die zu lange Geburt die Todesursache.

 

Sie sehen: alle Wert liegen also deutlichst! unter dem Durchschnitt in der Rassehundezucht und im Vergleich zum reinrassigen Kromfohrländer weit darunter.

 

Ein deutlicher Effekt des Einkreuzprojektes wirkt hier – wie schön!

 

 

 

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Noch ein Wort zur Ethik in der Zucht

 

 

Tote Welpen sind tragisch und es macht traurig, kein Züchter steckt das emotionslos weg. Welpen, die erst nach ein paar Tagen versterben, sind besonders tragisch. Das sind schwere Tage für jeden Züchter.

 

Wie aber geht ein guter Züchter mit dem Thema um? Er erwähnt auf seiner Website, wenn es Komplikationen gab bei der Geburt und schreibt auch über die Welpen, die verloren worden sind.

Die Realität sieht leider anders aus. Auf den so blumig illustrierten Züchter Websites findet sich nichts zum Thema (wir haben Welpen verloren).

 

Tot geborene Welpen werden nicht erwähnt, verstorbene werden unter den Teppich gekehrt. Bei den offiziellen Wurfmeldungen des Vereines tauchen nur die gesunden überlebenden Welpen auf. Über die Totgeburten und die Welpen, die es nicht geschafft haben nach der Geburt, wird kein Wort verloren. Man sieht viele süsse Welpenfotos auf der Zwinger-Website, aber es wird kein Wort verloren zum Verlust von Welpen.

 

Das ist unseriös und auch ethisch nicht vertretbar.

 

Der Züchter trägt die Verantwortung für die Welpen, die er plant und die seine Hündin zur Welt bringt. Im Idealfall ist ein Züchter eingebunden in einen Zuchtverein, der mit ihm bürgt für Transparenz und Seriosität.

 

Jede Geburt ist ein Risiko, jeder Wurf kann Gefahren bringen. Es gibt keine reine „Schönwetterzucht“. Werden tote Welpen nicht erwähnt, weder im Geburtsbericht auf der Züchterwebsite noch bei der Vereins-Auflistung, wird man diesen Welpen nicht gerecht. Es hat sie nie gegeben, man redet nicht über sie. Das Scheinwerferlicht wird ausschliesslich auf die süssen und lieben Welpen, die ihren Weg machen, gesetzt.

 

Das ist aus meiner persönlichen Sicht ein Unding. Wertschätzende Zucht beinhaltet, dass man mit Ethik und mit Transparenz durch den Züchteralltag geht.

 

Dass Welpen tot zur Welt kommen oder versterben, passiert. Es ist real. Man ist es ihnen schuldig, dass man sie erwähnt; sie sind ein Teil der Geschichte des individuellen Wurfes und der Zuchthistorie.

Und wenn man dann anhand hoher Welpensterblichkeitszahlen Analysen macht und in sich geht, liegt es oft auf der Hand, dass man mit Zuchtlenkungsmassnahmen gegensteuern muss, wenn die Zahlen hoch sind.

 

 

 

Sollte Ihnen bei Wurfstatistiken von Zuchtvereinen (nicht nur beim Kromfohrländer, ganz generell) also auffallen – alles rosarot, tote Welpen gibt es nicht, seien Sie wachsam.

 

Die Realität sieht leider anders aus. Ausblenden ist keine Strategie.

 

eine Kiste voller vitaler Welpen - was für eine Freude!
Selbstverständlich ist dies nicht.