Gastrecht / Betrachtungen

 

3. Juni 2019

 

 

Der Tunnelblick...

 

 

 

Mit schöner Regelmässigkeit gehen die Wogen in der Kromiwelt hoch. Anlässe sind Krankheiten, Zuchtstrategien und der Umgang mit beiden Themen.

 

 

Die ganze Schaumschlägerei ist oft sehr erstaunlich, denn während die einen Züchter einfach ihre Zuchtplanungsanalysen machen, mit klaren Zuchtordnungen und aktuellen gesundheitlichen Voruntersuchungen arbeiten, tun andere wenig bis nichts oder konzentrieren sich nur auf ein Thema und lassen andere, fast wichtigere Themenbereiche, gänzlich ausser acht.

 

 

Im Frühsommer 2019 wird das Thema von Willebrand wieder aktiviert. Ein alter Hut, denn wir wissen wenig Neues.

 

Von Willebrand kommt bei den Kromis vor, das ist seit Jahrzehnten bekannt. Seit Sommer 2017 gibt es einen Gentest, welcher zweifelsfrei den Genstatus des getesteten Kromis ausweist. Damit ist seit fast zwei Jahren die korrekte Zuchtplanung möglich - Verpaarungen nur von freien Tieren mit Hunden, die heterozygote Merkmalsträger (HETM) sind - Hunde, die homozygote Merkmalsträger sind (HOMM) dürfen nicht in die Zucht.

 

Dass auch HETM-Kromis Blutungssymptome haben können, ist auch seit längerem bekannt. Soweit so gut.

 

Eine Studie des Labors Feragen/Österreich hat per Mai 2019 einen Zusammenhang zwischen den Blutungsneigungen, dem verminderten Gerinnungsfaktor und dem Genstatus nachgewiesen. Der Test ist validiert. Sehr gut für die Skeptiker, die Praktiker wenden den Test aber so oder so schon seit fast 2 Jahren an. Es ist zu hoffen, dass auch der Rasse-zuchtverein seine Zuchtlenkungsmassnahmen ändert.

 

 

Der Fokus auf das Thema von Willebrand ist wichtig. Natürlich. Selbstverständlich.

 

 

Aber dabei darf nicht vergessen werden:  wir haben beim Kromi noch diverse andere wichtige gesundheitliche Baustellen, die einen grösseren Krankheitswert als das von Willebrand Syndrom haben.

 

Auto Immune Erkrankungen sind in allen Kromilinien drin, haben eine klare Vererblichkeit und stellen mit dem hohen Leiden, welches diese diversen Erkrankungen mit sich bringen, eine grosse Bürde für Kromi und Kromifamilien dar. AI-Erkrankungen sind nicht heilbar und nicht im Vorfeld testbar.

 

 

Ein Fokus auf das Thema Epilepsie, Arthrose, Katarakt und Herzerkrankungen ist zudem nötig.

 

Beim Thema Cystinurie kann man zum Glück seit Jahren schon den COLA-Test anwenden. Er gibt, richtig durchgeführt, klare Anhaltspunkte. Cystinurie ist in der Rasse ebenfalls manifest und kann medizinisch zum absoluten Notfall werden, der Rüde kann innert Stunden daran versterben. DOK-Augenuntersuchungen sind ebenso ein wichtiger Baustein in der Gesundheitsvorsorge.

 

 

Während nun also in der Kromiwelt aktuell viel Schaum geschlagen wird in punkto von Willebrand, geht oft vergessen, dass man das eine tun muss und das andere nicht lassen darf. Fokus auf vW? Klar! Aber gleichzeitig muss eine seriöse Zuchtplanung die anderen gesundheitlichen Problemfelder miteinbeziehen.

 

 

Eine Verpaarung mit gengetesteten Kromis punkto von Willebrand?  ja prima! Aber das alleine reicht nicht.

 

Wenn die Verpaarungspartner gleichzeitig ein an AI-erkranktes Elternteil haben oder bereits AI-Nachwuchs da ist, ein schlechter COLA-Test vorliegt oder viel Epilepsie in der Verwandtschaft vorkommt? Dann sollte man diese Verpaarung nicht machen! Nur die Sicherheit, keinen an von Willebrand erkrankten Nachwuchs zu züchten, kann nicht das alleinige Ziel sein.

 

 

 

Fokus auf alle Zuchtthemen und das Abwägen des Krankheitswertes. Das ist wichtig.

 

 

Also es gilt für den Kromizüchter  - calm down - lassen Sie die Nebelschwaden vorbeiziehen und machen Sie ihre Zuchtarbeit wie vorher - umfassend, unter Einbezug ALLER Möglichkeiten und vergessen Sie dabei nicht, dass der Kromi leider viele Baustellen hat, die es gleichzeitig zu beachten gilt.

 

Wir Züchter kämpfen gegen viele Schreckgespenster, man darf sich nicht nur auf ein Themenfeld konzentrieren.

 

 

 

 

 

Und Sie als Interessent? Sie achten bei der Wahl Ihres Züchters darauf, ob umfassende Gesundheitschecks gemacht worden sind und ob alle Themenfelder berücksichtigt worden sind beim Wurf Ihrer Wahl.

 

Fragen Sie nach, seien Sie kritisch und beachten Sie das ganze Umfeld des geplanten Wurfes. Ein guter Züchter wird offen und ehrlich mit Ihnen über all die Themen reden.

 

Der Tunnelblick bringt Ihnen nichts - nur ganzheitliches Denken und Wissen kann weiterhelfen.