Ein Weiterbildungs-Wochenende

17./18. Februar 2018

Was lange währt, wird endlich gut...

So sagt man...

 

Es dauerte lange bis zum heutigen Tag, vor fast zwei Jahren begannen die Vorarbeiten für dieses Wochenende.

 

Der VRK konnte Prof. Irene Sommerfeld-Stur für ein Tagesseminar gewinnen, dieses findet am Sonntag statt und ich freue mich sehr auf dieses Genetik-Seminar.
So fliege ich am Freitag Richtung Hamburg, gespannt auf viel Interessantes und Vertiefendes.

Frau Sommerfeld reist am Samstag bereits an und wir vom VRK Vorstand nutzen natürlich die Gelegenheit, Frau Sommerfeld-Stur zu Zuchtthemen, Strategien und gesundheitlichen Themen zu befragen. Wir haben die Möglichkeit, in Ruhe mit ihr zusammen zusitzen und  unsere Fragen zu stellen und ihre Sichtweise auf all die Kromi-Themen zu hören.

Gabi Fittkau, Britta Bessey und ich treffen uns mit Frau Sommerfeld-Stur und können viele wertvolle Inputs von dieser Sitzung mitnehmen. Uns freut sehr, dass sowohl die Zuchtordnung als auch die Zuchtstrategie wohlwollend vermerkt wird und dass auch die Gesamtheit unserer VRK-Einkreuzkromis als sehr oft im Kromfohrländer Standard bewertet wird.

 

An der VRK Zuchtordnung gibt es nur wenige Dinge zu ändern - und dies auch nur inhaltlich, einige Punkte sollten noch ergänzend präzisiert werden. Wir nehmen diese Anregungen gerne auf.

 

Diverse VRK Zuchtstrategien wie z.B. dass eine Zucht mit Hunden, deren Eltern an AI-erkrankt sind, nicht möglich ist, werden als richtig benannt, ebenso die VRK Zuchtlenkungsmassnahme bei Epilepsie. Auch sprachen wir über den VRK-Weg des mehrfachen Einkreuzens - da wir meist Hunde im Kromfohrländer-Phänotyp haben, erreichen wir eine grössere Gendiversität dank des mehrfachen Einkreuzens. Bei einer Rasse wie dem Kromfohrländer, wo der Flaschenhals-Effekt so stark ist, ist das besonders wichtig.

 

Wir gehen motiviert, bestärkt und gesichert aus dieser mehrstündigen Konsultation heraus - dies war eine sehr wichtige Sitzung für uns persönlich, aber auch für den VRK.

 

Abends werden noch die letzten Vorbereitungen für den Sonntag getroffen, die Seminar-hand-outs liegen bereit, ebenso wie die Teilnahmebestätigungen.

Früh um 8 Uhr richten wir zu dritt den Seminarraum her, zum Glück spielt auch die Technik mit, so dass wir recht bald entspannt aufatmen können.

 

Beamer funktioniert, Laptop läuft, perfekt!


Jetzt nochmal kurz durchschnaufen, bald ist 9 Uhr.

 

Ruhe vor dem Sturm... ;-)

Und dann gehts los, 23 gespannte Teilnehmer lauschen gebannt den Ausführungen von Frau Sommer-feld-Stur.
Sehr erfreulich ist, dass wir einen sehr grossen Anteil Züchter bei diesem Seminar haben - eine Seltenheit, wie wir von Frau Sommerfeld-Stur hören.

Ein Paradoxum, denn eigentlich gehört dieses Seminar zum Pflicht-Rüstzeug für einen Züchter.

Im ersten Teil referiert Frau Sommerfeld über die Grund-lagen der Genetik. Frau Sommerfeld-Stur berichtet über den genetischen Code, Epi-genetik und Erbgänge  und noch über weitere Basisthemen der Genetik.  

Gerade das Thema der Epigenetik ist extrem spannend. Die Zusammenhänge hier so klar aufgezeigt zu bekommen, eröffnet ganz neue Denkwege und vieles, was man vielleicht schon vorher ahnte, wird bestätigt.
Das Thema "Zucht mit Tieren, deren Charakter nicht freundlich ist" - ist epigenetisch bestätigt - Wesen ist vererbbar und die Defizite werden an die Nachkommen weitergegeben. Stress in Schwangerschaft und Trächtigkeit, aber auch im normalen Hundealltag haben ebenso eine Auswirkung auf den Nachwuchs - und hier sind sowohl der Rüde wie auch die Hündin gleichberechtigt bei der Vererbung und in der Verantwortung.

Ja Brixi, hör gut zu, auch die Kromis stehen in der Pflicht! ;-)

 

Die Rassepopulationen sind in sich geschlossen, was genetisch verloren ging, ist verloren. Eine ganz klare Aussage.

 

Frau Sommerfeld-Stur erwähnt auch explizit die Rasse der Kromis als eine der Rassen, die ohne das Einkreuzen längerfristig keine Chance haben. In der Pferdezucht oder Nutztierzucht z.B. ist das Einkreuzen ein bestwährtes Instrument, nur bei den Hundepopulationen wird es gescheut, das Reinrassigkeits-Dogma ist immer noch sehr stark vertreten. Schädlich für das Ziel, gesunde Hunde züchten zu wollen...

 

Der Vormittag geht rasch vorbei und um 12 Uhr dürfen wir uns über die wunderbaren Menüs der Gaststätte freuen. Frisch gestärkt geht es nach einer kurzen Mittagspause weiter. Im zweiten Teil erfahren wir mehr über die Bekämpfung von Erbfehlern. Was sind diese, wie entstehen sie, wie schätzt man sie ein und wie kann man dagegen züchterisch vorgehen. Weitere Themen sind Zuchtstrategien, die Definition des Krankheitswertes und Paarungsstrategien.

Nein, die ganze Materie - Genetik und Zuchtstrategien - ist nicht staubtrocken!

 

Frau Sommerfeld-Stur versteht es, komplexe Zusammenhänge so zu erklären, dass auch Laien viele "aha!"-Erlebnisse haben.

 

Mit vielen Beispielen erläutert Frau Sommerfeld-Stur  die Erbfehler und Zuchtstrat-egie-Thematik.

 

Viele Kernaussagen können wir Züchter für unseren Alltag mitnehmen. Es ist z.B. unabdingbar, dass man die zur Verfügung stehenden Gentests einer Rasse nutzt. Es gilt, die Anlage- und Merkmalsträger erkennen zu können, nur so können Erbfehler züchterisch bekämpft werden. Vorhandene Gentests nicht zu  nutzen, ist sträflich.

 

Für jede Rasse sollten spezifische Zuchtstrategien erarbeitet werden, die auch die Einarbeitung der Krankheiten der Ahnen der Zuchttiere enthalten.

 

Zuchtregelungen sollten nie statisch sein, sondern flexibel an neue Erkenntnisse angepasst werden können.

 

Und - ganz wichtig - Transparenz im Umgang mit Erkrankungen ist die einzige Möglichkeit, welche längerfristig eine Verbesserung der gesundheitlichen Situation der Hunde ermöglicht.

Kurz vor 17 Uhr können wir pünktlichst den Seminartag beschliessen, die Teilnehmer waren sich einig - es hat sich gelohnt.

Der Tag war für uns alle sehr bereichernd, wir fahren mit viel gutem Rüstzeug heim.

 

Britta Bessey fährt Frau Sommerfeld-Stur und mich zum Flughafen, pünktlich kommen wir da an, müde im Kopf, aber sehr zufrieden.

Und während ich auf den Flieger warte und sich eine bleierne Müdigkeit breit macht, lasse ich alle Inputs von diesem Wochenende noch einmal Revue passieren.

 

Alles in allem war es ein sehr erfolgreiches Wochenende, der ganze Seminartag hat geklappt wie geplant, Teilnehmer wie Referentin waren zufrieden und der Samstag war ein ebenso spannender und motivierender Tag.

 

Es ist schön, wenn man bestärkt weiterarbeiten kann. Der VRK Züchterkreis wird nun in den nächsten Wochen viele Inputs aus diesem Wochenende in die weitere Arbeit einfliessen lassen .
Wir dürfen zufrieden sein!

Und dann wird auch schon zum Boarding gerufen ,ich freue mich auf einen guten Rückflug und mache mich auf dem Weg Richtung Basel.